Es gibt Inszenierungen, die halten sich über Jahre, sogar Jahrzehnte. Eine davon ist der Barbier von Sevilla von Gioachino Rossini. Die Oper steht in der Inszenierung von Beat Fäh seit 1993 ununterbrochen auf dem Spielplan der Stuttgarter Oper.
Kein Wunder – es sprüht darin nur so von Einfällen.
Die aneinandergereihten kleinen Wachhäuser am Anfang entpuppen sich als Instrumentenkästen für Kontrabässe. Die Männer des Chors, die – zu Graf Almavivas Verstärkung – der schönen Rosina ein Ständchen bringen, streichen jeweils zu zweit mit einem gemeinsamen Bogen einen Kontrabass. Später entlockt dann ein Musikant diesem Instrument Gitarrentöne, und im Liebesduett Graf Almaviva/Rosina hört das Publikum ein ganzes Orchester heraus.
Im Treppengewirr des Bühnenbildes dient ein Kontrabass-Instrumentenkasten als mobiles Zuhause – nobel ausgeschlagen mit farbigem Stoff, einer Eingangstür und Rollen unten drunter. Einer der Sause-Kästen beherbergt abwechselnd sämtliches Bühnenpersonal, das sich irgendwie verstecken muss. Figaro nutzt ihn als Spionagegefährt, verfolgt damit zur Gaudi der Zuschauer Doktor Bartolo, belauscht seine geheimen Absprachen und rollt unerkannt ab.
Das Bühnenbild von Volker Pfüller sollte unbedingt noch erwähnt werden, denn es ist ein ganz besonderes.
Angelehnt an die verschiedenen Perspektiven des Holländers M.C. Escher gehen Treppen an allen Seiten und Wänden hinauf und kommen an der Decke wieder herunter. Die ganze Bühne erscheint in Ziegelrot mit teilweise beigem Muster. An den Seitenwänden Treppenstufen als Kulissen, aus denen die Sänger hervortreten. Überall Treppen, auf denen Rosina auf dem Po herunterrutscht oder hinter denen sie (aus ihrer Kemenate heraus) singt.
Die Kostüme, ebenfalls von Volker Pfüller, decken allerlei Theaterstile ab. Vielleicht trifft „stilisierte historische Kostüme“ am ehesten zu. Sie passen haargenau und sind keiner Mode unterworfen. Hohe zylindrische Kopfbedeckungen des Chores beeindrucken sowohl für die Wachen als auch für die Musikanten. Haushälterin Bertas Chanelkostüm galt schon 1993 als Alte-Damen-Kostüm, dass es den jüngeren Opernbesuchern nicht als Stilbruch auffällt. Das gleiche gilt für den weißen Smoking des Basilio.
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